Hinter die Fassade blicken - für eine bessere Zukunft
An der Seite von Organisationen wie We-Building arbeiten wir an der Unterstützung und Stärkung lokaler Gemeinschaften, am weltweiten Wissensaustausch und am Aufbau starker Partnerschaften. Die Architektin Laura Gómez Agudelo hat die gemeinnützige Organisation We-Building gegründet, um Leben positiv und nachhaltig zu verändern. In diesem Interview erfahren wir, warum Nachhaltigkeit mehr ist als nur Ökologie, und wir erfahren mehr über Lauras Motivation, den Menschen zu helfen, sich selbst zu helfen.
Laura, was ist We-Building?
We-Building ist eine gemeinnützige Organisation, die mit Hilfe nachhaltiger Architektur Gemeinschaften auf der ganzen Welt beim Aufbau einer besseren Zukunft unterstützt.
Die meisten von uns bei We-Building hatten das Glück, Zugang zu einer guten Ausbildung zu haben, und wir sehen es als unsere Pflicht an, dies weiterzugeben. Deshalb sind viele unserer Projekte Schulen; wir unterstützen lokale Initiativen, die sich für eine höhere Bildungsqualität einsetzen.
Bei der Unterstützung von Entwicklungsprojekten im globalen Süden (Afrika und Lateinamerika) setzen wir einen nachhaltigen Ansatz bei der Konstruktion und Projektplanung ein. Gemeinsam mit lokalen Nichtregierungsorganisationen versuchen wir, die Lebensqualität in diesen unterversorgten Gemeinschaften positiv zu beeinflussen. Und wir zeigen, dass ein umweltfreundlicherer Architekturansatz weitreichende und positive Auswirkungen haben kann.
Können Sie uns ein wenig über Ihren Hintergrund erzählen und warum Sie We-Building gegründet haben?
Ursprünglich komme ich aus Kolumbien, bin aber mit meiner Familie nach Madrid gezogen, habe die Schule abgeschlossen und dann Architektur studiert. Im Rahmen des Erasmus-Programms habe ich in Finnland studiert, und während dieser Zeit hatte ich auch die Möglichkeit, einen einmonatigen Aufenthalt in Kambodscha zu absolvieren und einen Kurs mit dem Titel „Städte in der Krise“ zu belegen. Mir wurde schnell klar, dass ich Menschen die Möglichkeit geben wollte, sich so zu bilden, wie ich es getan hatte, und so entstand die Idee zu We-Building.
Mein Ehemann Ivan und ich haben We-Building 2015 mitten in Berlin gegründet. Im Laufe der Jahre sind weitere ehrenamtliche Architekten hinzugekommen, so dass wir heute ein engagiertes und hoch qualifiziertes internationales Team von 15 Personen sind. Wir haben ein Büro im Zentrum von Berlin, in dem zwei Praktikanten in Teil- und Vollzeit arbeiten.
Sind Sie persönlich hauptberuflich für We-Building tätig?
Nein. Ich würde gerne, aber wir müssen unsere eigenen Rechnungen bezahlen. Ich arbeite also zwei Tage pro Woche bei We-Building und drei Tage pro Woche in meinem bezahlten Job als Innenarchitektin.
Wie viele Schulen haben Sie bisher fertiggestellt?
Bislang hat We-Building vier Schulen fertiggestellt (zwei in Ghana, eine in Peru und eine in Kolumbien). In Ghana lebte und arbeitete ich 2011 für eine lokale Nichtregierungsorganisation beim Bau eines Kinderzentrums. Im Jahr 2015 ging ich eine Partnerschaft mit derselben lokalen Organisation ein, und die Schule wurde 2018 gebaut. Während der Bauarbeiten war ich zweimal für jeweils einige Wochen dort.
Wie funktioniert We-Building?
Wir fungieren als Brücke zwischen lokalen Nichtregierungsorganisationen, Förderorganisationen und Architekten. Wir legen Wert auf systematische Planung, Kosteneffizienz, die Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen und die Stärkung lokaler Innovatoren und Unternehmer.
Wir nutzen nachhaltige Architektur, um Gemeinden auf der ganzen Welt beim Aufbau einer besseren Zukunft zu helfen.
Wie wird We-Building sein nächstes Projekt ermitteln?
Lokale Organisationen treten mit einer Anforderung an We-Building heran. Wir haben ein Bewertungsverfahren, bei dem wir Referenzen ausfindig machen, eine Machbarkeitsstudie durchführen und dann eine Entscheidung treffen. Manchmal besuchen wir das Gelände auch vorher, wenn dies möglich ist.
Die Realität ist, dass sich unsere Organisation und ihre Prozesse ständig verändern und verbessern.
Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei jedem We-Building-Projekt?
Für uns bedeutet nachhaltige Architektur grünes, kontextbezogenes und anpassungsfähiges Design mit drei Schlüsselelementen.
Natürlich gibt es auch den ökologischen Aspekt, den die Menschen mit Nachhaltigkeit verbinden, nämlich die Verwendung von Baumaterialien und -techniken, die die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Bei unseren Projekten geht es mehr um die Verfügbarkeit von Ressourcen vor Ort, sowohl in Bezug auf Materialien als auch auf Werkzeuge und Fachkräfte. Dies kann sich daraus auswirken, was sich erreichen lässt.
Es hat aber auch soziale Auswirkungen. Unter Einbeziehung lokaler Architekten, des Baugewerbes und der Gemeinde arbeiten wir mit jungen Unternehmern zusammen und helfen ihnen, ihre Unternehmen so zu entwickeln, dass sie längerfristig von ihnen profitieren.
Es gibt auch einen großen wirtschaftlichen Aspekt. We-Building ist auf Spenden angewiesen, und diese Mittel müssen effizient eingesetzt werden. Unsere Priorität ist es, funktionale Einrichtungen von guter Qualität zu schaffen.
Was ist Ihre größte Herausforderung bei We-Building?
Unsere größte Herausforderung besteht darin, die Organisation auf ehrenamtlicher Basis zu führen. Wir möchten das Unternehmen so weit bringen, dass es finanziell stabil ist, damit wir jedem Projekt ausreichend Zeit widmen können.
Welche Vision haben Sie für die Zukunft von We-Building?
Wir erhalten viele Anfragen aus vielen Orten der Welt, die Schulen benötigen. Wir würden gerne die Zeit und die Mittel haben, um allen helfen zu können.
Geld wird immer ein Problem sein. Wir arbeiten nicht nur mit Firmen wie WICONA zusammen, sondern bewerben uns auch bei privaten Stiftungen um Fördermittel. Aber wir müssen alles selbst finanzieren, selbst die grundlegenden Dinge, wie z. B. das Nötigste fürs Büro. Aber es lohnt sich – vor allem, wenn ein Projekt abgeschlossen ist.